Büchervorstellung mit Annemarie Stoltenberg

Die Stimme kennen viele - sie ist aber in natura genau so liebenswert und wortgewandt wie im Radio bei NDR Kultur.

Und belesen ist Annemarie Stoltenberg! Sie verweigerte die Antwort auf die Frage, wie viele neu erschienene Bücher sie im Jahr liest.  Es müssen hunderte sein, um eine Auswahl treffen zu können.

 

Gleich zu Anfang stellte sie ihr derzeitiges Lieblingsbuch vor: "Kanada" von Richard Ford.

Insgesamt 18 Neuerscheinungen besprach Frau Stoltenberg, die sie für lesenswert hält und sie ist in der Lage, so begeistert von Büchern und Inhalten zu erzählen, dass man meint, alles lesen zu müssen, was sie vorstellt, egal, ob es ein Krimi ist wie  "Schattenstill" von Tana French    oder das Sachbuch "Die Macht der Gewohnheit" von Charles Duhigg. Oder vielleicht doch "Onkel Wanja kommt"?

 

Nur eins ärgert Annemarie Stoltenberg. Bücher im Internet zu kaufen, empfindet sie als eine Unmöglichkeit. Eine Buchhandlung  ist für sie ein Hort der Wärme und Kompetenz, deren Existenz sollte man nicht für die Bequemlichkeit einer Internet-Bestellung auf  Spiel setzen!

 

Die "weiße Frau" von Hanerau

Es lag eine mystische Stimmung über dem Wald von Hanerau, die hohen Bäume rauschten im Wind. Dazu 17 in Regenkleidung vermummte LandFrauen. MIt einem Mal sitzt Theodor Storm vor uns auf einer Lichtung und schaut sinnend auf einen Friedhof.

Eine bewegte Geschichte hat das Gut Hanerau. 1799 kaufte Johann Wilhelm Mannhardt das Anwesen, auf dem früher die Burg der Grafen von Holstein stand. Er war ein fleißiger, umsichtiger Mann, der eine Tuchfabrik gründete und gut für seine Arbeiter sorgte. Sein Sohn erst erbaute das Herrenhaus, so wie wir es auf unseren Fahrten am See entlang heute kennen. Nun wohnt hier die Familie Niemöller. Die Gutsherrin selbst empfing uns in ihrem Café mit einem Herbstgedicht von Storm, der Freund der Familie war. Der "Schimmelreiter" wurde hier geschrieben!

Aber zurück zum Friedhof. Johann Wilhelm Mannhardt war Pastor, zwar evangelisch, aber fasziniert von der Idee der Friehofsgestaltung der Herrnhuter Glaubensgemeinschaft. Der Mittelgang ist der Buchrücken der Geschichte des Lebens. Links davon sind unten Kinder, darüber die Gräber der Junggesellen und darüber die Gräber der verheirateten Männer. Auf der anderen Seite die Frauen. Und wenn das Buch des Lebens zusammengeklappt wird, sind sie wieder vereint. Ein schöner Gedanke!

Und "die weiße Frau"? Eine Burgherrin von früher, die ihren Mann vergiftete, spukt alle 7 Jahre durch den Ort......

 

Anneliese im Gespräch mit Theodor Storm
Anneliese im Gespräch mit Theodor Storm